Im vergangenen Jahr sind mir viele Menschen begegnet, die auf einer Mission sind. Das ist etwas tolles. Und gleichzeitig extrem gefährlich für Führungskräfte. Ein Plädoyer für gesundes Selbstbewusstsein.
Sendungsbewusstsein
Selbstbewusstsein ist nicht Sendungsbewusstsein. Auch wenn ersteres häufig mit letzterem einhergeht. Es ist absolut in Ordnung, von etwas überzeugt zu sein. Ein gesundes Selbstbewusstsein kann man sich erarbeiten, indem man sich mit einem Thema intensiv auseinandersetzt, sich Wissen erarbeitet und das Themengebiet argumentativ sauber bearbeiten kann.
Wo es, aus meiner Sicht, kritisch wird, ist, wenn dieses Selbstbewusstsein in eine Art Mission umschlägt. Denn dann geht es nicht mehr um Argumentation und Wissen (sowie deren Erarbeitung), sondern darum, wer Recht hat. Die logische Folge, die man immer wieder beobachten kann, ist der confirmation bias. Alle Argumente, die der eigenen Überzeugung zuwider laufen, werden ausgeblendet. Und solche, die der eigenen Überzeugung entsprechen, werden stärker gewichtet.
Beware of Confirmation Bias
Davor sollte man sich unbedingt schützen. Es ist wirklich wichtig, Überzeugungen zu haben. Diese immer wieder zu validieren, neues Wissen aufzunehmen und sich auch immer wieder hinterfragen zu lassen – das ist Kennzeichen eines positiven Umgangs mit einem Thema.
Wo es kritisch wird ist, wenn Führungspersönlichkeiten diese Regeln nicht mehr beachten. Sich anderen Positionen zu verschließen und von der eigenen Überzeugung als Mehrheitsmeinung auszugehen (geschweige denn von ihrer sachlichen Richtigkeit) führt zu einem toxischen Klima innerhalb der Organisation. Abweichende Meinungen, die unglaublich wertvoll sein können, werden dann nach und nach heraus gedrängt und marginalisiert.
Leadership ist Arbeit
In der Soziologie heißt es, „das Problem ist immer der andere“. Für Führungskräfte ist es enorm wichtig, ein gesundes Selbstbewusstsein zu erarbeiten. Sobald es in eine Mission umschlägt, die exklusiv ist, sollte man allerdings genau darauf achten, ob diese hilfreich ist. Besser ist es dann, besonders viel Arbeit darin zu investieren, alle Facetten möglichst zu betrachten.
Die meisten Gruppen, ob in Unternehmen, Vereinen, Freundeskreisen oder sonst irgendwo, sind nicht homogen. Der Fokus auf die eigene Mission und das Ignorieren abweichenden Inputs führt zu einer Verengung des eigenen Sichtfeldes – und damit potentiell zum Schaden für die Organisation.
Bildquelle: Karin Schmidt / pixelio.de