Ich war dieses Jahr auf mehreren Konferenzen. Auf einer davon sprach eine Politikerin ein Grußwort. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Nicht so sehr der Inhalt, sondern vor allem die Wortwahl und was sie über Leadership und Verantwortung ausgesagt hat.
Passive Sprache
Es ist aktuell bestimmt nicht leicht, in verantwortlicher Position in der Politik zu sein. Die Herausforderungen sind immens, und die Unsicherheit groß. Allerdings ist Politiker ein selbstgewählter Beruf. Und deshalb darf es der Anspruch sein, dass unsere Politiker Verantwortung übernehmen und Leadership ausüben. Was dazu gehört, darüber schreibe ich ja regelmäßig. Der Inhalt des Grußworts war gut. Es ging um die aktuellen Krisen, die Herausforderungen für die Wirtschaft und die politischen Rahmenbedingungen.
Was mir allerdings nachhaltig in Erinnerung blieb, war nicht der Inhalt, sondern die Sprache. Viele Sätze begannen mit “ich werbe für“, “wir brauchen” oder “man müsste“. Warum das auffällig ist? Weil es passive Sprache ist. Sätze dieser Art signalisieren mir, dass die Person zwar ein Bild davon hat, was passieren müsste. Sie möchte dafür aber keine Verantwortung übernehmen. Wer für etwas wirbt, tut nichts dafür, sondern möchte, dass andere etwas tun. Wer sagt, er oder sie braucht etwas, äußert einen Bedarf, aber bietet keine eigene Aktion, diesen zu befriedigen. Wer feststellt, dass “man” etwas “müsste”, arbeitet bewusst mit dem Konjunktiv, um es selbst nicht tun zu müssen.
Leadership bedeutet Verantwortung – zeigt es in der Sprache!
Für Dich ist daraus etwas zu lernen. Das erste ist ein bekanntes Zitat: “If you’re to busy to lead, you are not a leader. Leadership is work, not a status.“. Ich muss anhand der oben geschilderten Beobachtung davon ausgehen, dass das in diesem Fall nicht beachtet wurde. Denn beschäftigt war die Person sicherlich. Aber Führung hat sie, in meinen Augen, nicht ausgeübt oder auch nur signalisiert.
Das zweite Learning ist, dass aktive Sprache enorm wichtig ist, natürlich gefolgt von Handlungen und Entscheidungen. Als Führungskraft oder Nachwuchsführungskraft gehört es zu Deinen Aufgaben, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Wenn schon Deine Sprache zeigt, dass Du es zwar glaubst, besser zu wissen, aber selbst nichts dafür tust, sind Deine Chancen auf Respekt in Deiner Rolle gering. Auch wenn es vielleicht nicht derart analytisch wahrgenommen wird – unterbewusst färbt eine passive Sprache auf die Zuhörer ab. Und auch auf das eigene Handeln.
Nutze deshalb aktive Sprache. Sag, was die Herausforderung ist und was Du deshalb entschieden hast. Mach klar, welchen aktiven Beitrag Du leistest. Zieh Dich niemals hinter Floskeln und passive Sprache zurück. Und nutze auch die Chance von guten Reviews. Das eigene Handeln rückblickend zu hinterfragen und zu evaluieren und daraus zu lernen ist ein wichtiger Bestandteil von Leadership.
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